Göttergabe aus der Wabe
Im Secret Garden könnt ihr neben Speis und Trank ja auch immer wieder mal schöne und gesunde Dinge erstehen – Vitamine, Bücher … und jetzt auch verschiedene Bienenprodukte der Klosterneuburger Demeter-Imkerei APIS-Z.
Apitherapie und nachhaltige Imkerei
Der Kontakt zur Imkerei von Roland Berger, promovierter Biologe und Imkermeister, und Wolfgang Schmidt, Handelswirt und leidenschaftlicher Imker, ergab sich diesen Sommer über ein gemeinsames Fernsehinterview zum Thema Apitherapie. Bei dieser Bezeichnung von Heilmethoden unter Anwendung von Bienenprodukten, vom Bienengift über Propolis bis zum Wachs, steckt wieder der lateinische Begriff apis für Biene drinnen, so wie bei APIS-Z, wo Roland und Wolfgang gerne auch in ihren Produktnamen Kreativität und Sprachwitz zum Ausdruck bringen. – Schaut bei uns vorbei und überzeugt euch selbst … oder besucht das „Melarium“ von Roland und Wolfgang in Klosterneuburg …
Ihr Hofladen ist in einem sehr stimmungsvollen, geschichtsträchtigen alten Haus untergebracht – und am rechten Bild seht ihr den „Bienenpavillon“ – wohin man zur Stocklufttherapie eingeladen wird. Ich hab mir das diesen Sommer einige Male gegönnt – um meiner Corona-Lunge etwas Gutes zu tun. Dabei atmet man über einen (gesicherten 😉 ) Schlauch die herrlich duftende Luft aus dem Inneren eines Bienenstocks ein. Dort sorgen 60.000 Bienen für kostbaren Nektar, duftige Blütenpollen, Bienenwachs und Propolis, das natürliche Antibiotikum des Bienenstocks. Tausende winzige Flügel wirbeln unablässig, sättigen den Stock mit den hochwertigen Stoffen und erwärmen die Luft genau auf die Körpertemperatur des Menschen: angenehme 36° C (so wie auch der Bienenstock in seiner Gesamtheit – „der Bien“ in der Imkersprache – eher einem warmblütigen Lebewesen gleicht als einem Insekt.) Diese angereicherte, feuchte Luft ist Balsam für geschwächte Atemwege und hilft auch bei Allergien, Neurodermitis, Nebenhöhlenentzündungen, Kopfschmerz und vielem mehr.
Aber auch die anderen Bienenprodukte wie Propolis oder das so kostbare Gelée Royal vereinen eine erstaunliche Anzahl an natürlichen heil- und wirkungsvollen Inhaltsstoffen, die noch dazu vom menschlichen Organismus bestens aufgenommen und umgesetzt werden können.
Alle Larven erhalten Gelée Royal in den ersten Lebensstadien, um ihnen einen optimalen Start in ihr kurzes, arbeitsreiches Leben zu sichern. Es wird von sog. “Ammenbienen” in deren Hypopharynxdrüsen exlusiv produziert. Die zur Königin erkorene Larve erhält das Gelée Royal allerdings ihr ganzes – im Verhältnis zu den Arbeiterbienen um ein Vielfaches längeres Leben lang – es bringt ihr ihre Größe, ihre Leistungsstärke und ihre Fruchtbarkeit.
Am Foto rechts seht ihr die, durch ihre Größe auffällige, Königin in einem von Rolands Stöcken, wie sie von ihrem „Hofstaat“ umringt versorgt wird. An einem warmen Sommernachmittag hatte ich die einmalige Gelegenheit an einer Führung durch den Schaugarten von APIS-Z teilzunehmen. Roland ist ein reicher Quell an vor Enthusiasmus sprudelndem Wissen über die Faszinierende Welt der Bienen – eine Welt, die immer noch voller Geheimnisse steckt. Umso wichtiger, dass man sie in nachhaltiger, wesensgerechter Weise pflegt und nützt. – In der unter Demeter Auflagen geführten Imkerei von Roland und Wolfgang eine Selbstverständlichkeit.
Göttergabe – Götterspeise
Gelée Royal war bereits in der Antike bekannt. Die Griechen glaubten, dass es in der Ambrosia, dem Trank der olympischen Götter, für ewige Jugend sorgt. Göttervater Zeus trug den Beinamen „Bienenkönig“ und Bienen galten als Boten der Götter und „Vögel der Musen“. Honig galt als Quelle der Weisheit, Beredsamkeit und Dichtkunst – wurde aber auch erstmals wissenschaftlich untersucht und gezielt als Heilmittel eingesetzt – etwa vom Arzt Hippokrates (466-377 v.Chr.). Aristoteles (384-322 v.Chr.) verfasste das erste Fachbuch über die Bienenzucht. In seiner Philosophenschule in Athen gehörten Honig und Gelée Royal zum Frühstück.
Im alten Ägypten erzählte man die Entstehung der Bienen aus den Tränen des Sonnengottes Re. Die Biene war ein symbolträchtiges Tier und wurde in Unterägypten zum Wappentier erkoren. Bei der Reichseinigung um das Jahr 3000 v. Chr. unter der Herrschaft des Pharaos Menes wurde die Biene in den Bestand der ägyptischen Schriftzeichen aufgenommen. Dabei wurde sie neben der Binsenhieroglyphe, die die Oberägypter zum Ideogramm ihres Reiches gewählt hatten, gleich zum wichtigsten Schriftzeichen überhaupt: zur Königshieroglyphe, die seit der ersten Dynastie dem eigentlichen Namen des jeweiligen Pharaos voranging. Wörtlich übersetzt, bekam der Thronname damit die klangvolle Einleitungsformel: Der, welcher zur Binse (Oberägypten) und zur Biene (Unterägypten) gehört („nisut-biti„). – Unten als Relief vor der Kartusche von Ramses II zu sehen. Die Beamten seines Reichs bekamen übrigens einen Teil ihres Gehalts in Honig ausbezahlt.
Symbolkräftig bis heute
Die ersten bildlichen Darstellungen von Menschen die Honig sammeln stammen aus der Zeit von 12000-9000 v.Chr. Und die Faszination – und Bewunderung des Menschen für die Bienen, ihre Lebensweise und ihre Produkte bleibt bis heute ungebrochen und zieht sich – auch – durch die westliche Kulturgeschichte.
Will man den Petersdom als eines ihrer Zentren ansehen – so findet sich auch dort an prominenter Stelle die Biene – unter anderem im von Gianlorenzo Bernini in die Innenüberdachung eingearbeiteten Wappen von Papst Urban VIII (1568-1644), der die Biene als Wappen für seine Familie der Barberini gewählt hatte, denn in der christlichen Tradition steht sie für Fleiß und Barmherzigkeit.
Neben dem päpstlichen Wappen tummeln sich die Bienen auch auf dem Krönungsmantel von Napoleon Bonaparte. Napoleon wählte die heraldische Biene anstelle der bourbonischen Lilie. Die Kommission zur Vorbereitung der Kaiserkrönung war in der Sammlung der Nationalbibliothek auf die Grabbeigaben des ersten fränkischen Kleinkönigs Childerich I. († 481 oder 482) gestoßen. Dessen Grabschatz enthielt unter anderem fast dreihundert goldene Bienen, als Symbole für Unsterblichkeit und Wiedergeburt. Diese beeindruckten Napoleon so sehr, dass er neben dem Adler die Biene als persönliches Symbol wählte. Die Assoziation des Adlers mit dem römischen Reich und Augustus unterstrich seinen Anspruch auf das Kaisertum, während die Bienen den Bogen zu den Merowingern als erste Herrscher des Frankenreiches schlugen.
Und wir schlagen jetzt wieder den Bogen zurück zum Secret Garden – dort verfeinern und versüßen wir etwa unsere hausgemachte Mischung für die Golden Milk mit hochwertigem Honig – oder präsentieren unsere Walnussbrownies und Salty Caramel Slices (beide vegan, glutenfrei und unwiderstehlich gut) kaiserlich auf extra von Anna Oswald für uns angefertigten Bienenwachstüchern.
Und nun wünsche ich meinen bienenfleißigen Lesern die Honigseiten des Lebens, Feiertage voll Nektar und Ambrosia, und ein königliches Wiedersehen im Neuen Jahr!
Nichts gleicht der Seele so sehr wie die Biene. Sie fliegt von Blüte zu Blüte wie die Seele von Stern zu Stern und sie bringt den Honig heim wie die Seele das Licht.
Victor Hugo